Quiet like the snow ~ Warrior Cats Kurzstory

Quiet like the snow

Brennender Schmerz bohrte sich in mein Herz, so wie ich
meine Krallen in den leblosen Körper vor mir. Blutbefleckt, verkrampft, den Blick glasig in die Ferne
gerichtet – so lag sie da, tot.

Ich hatte sie umgebracht. Ich hatte sie umgebracht. Ich
hatte meine Anführerin getötet.

Ich wirbelte herum und lief. Rannte, wie ich noch nie zuvor
gerannt war.

Ich wusste nicht, wohin meine Pfoten mich tragen würden,
wohin mein Verstand gelobte mich hinzuführen – aber mir war es egal.

Schmerzhaft peitschten der Regen in mein Gesicht, schlug
hart auf meinen dunklen Pelz und wusch das Blut, den Beweis des Verrats von
meinen Pfoten.
Noch nie zuvor hatte ich mich so schrecklich gefühlt, so
missverstanden, so alleine.
Die untergehende Sonne riss die letzte Hoffnung aus meinem
Herzen und überließ meine Seele der Nacht.

Keuchend kam ich zum stehen, richtete meinen Blick gen
Boden. Aus einem Impuls heraus begann ich zu lachen – es war kein freudiges
Lachen, das man von Jungen hörte, die miteinander spielten. Es war ein
verrücktes, verzweifeltes Lachen, mit dem ich selbst dem stärksten Krieger
hätte Angst machen können. Mein Lachen wurde lauter, verzweifelter, eintöniger –
nun war es nur noch ein Schrei, in dem ich alle meine Gefühle herausließ. Ich
schrie, doch niemand hörte mich, niemand würde es jemals hören oder mich jemals
verstehen. Ich hatte das richtige getan, aber niemand konnte es begreifen.

„SternenClan! Ihr habt mich verraten!“, schrie ich dem am
Nachthimmel glänzenden Silbervlieses entgegen, „Ihr habt mich im Stich
gelassen! Verraten! SternenClan, hört ihr mich?! Ihr habt mich verraten!“,
brüllte ich den Sternen immer wieder entgegen, auch wenn ich wusste, es würde
nichts nützen.

Ich wusste nicht mehr weiter, ich konnte nicht mehr – mein Leben
war zu Ende. Was sollte ich nur tun?

Als ich aufschaute blieb mein Blick an einem Strauch haften.
Das fahle, graue Licht des Mondes erstreckte sich genau über diesem Gebüsch und
brachte seine kleinen, dunkelroten Früchte zum glänzen – Todesbeeren.


Sie waren der Ausweg – das Licht in der unendlichen Finsternis.

Zitternd und unglaublich träge, trugen mich meine Pfoten
dorthin, wo ich Erlösung finden würde.


„Gleich ist alles vorbei…“, flüsterte ich, „Gleich bin ich
frei!“


Vor dem Strauch legte ich mich zu Boden. Mit einer Kralle
durchtrennte ich einen Zweig, an dem drei Beeren wuchsen und mich einem
rascheln viel er zu Boden.


Ob ich wohl zu meinen Krieger-Ahnen, zum SternenClan kommen
würde? Oder wird meine Seele an einen anderen Ort verbannt werden?


Langsam nahm ich die Beeren auf meine Pfote und spürte wie
ich zu lächeln begann. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die
Todesbeeren von meiner Tatze leckte.


Eine Flüssigkeit breitete sich langsam auf meiner Zunge aus
und lief meine Kehle wie flüssiger Honig herunter. Es brannte wie Feuer in
meinem Hals, doch tat es gut – ich hätte mir nie denken können, dass es sich so
richtig anfühlte, zu sterben.


Das Gift vernebelte langsam meinen Verstand, machte mir das
Denken unmöglich. Nach wenigen Herzschlägen bekam ich kaum noch Luft, jeder
Atemzug, den ich noch tätigen könnte waren Qualen, die selbst ich keiner Katze
gewünscht hätte.

Der Wald begann vor meinem Blickfeld zu verschwimmen, die
Bäume drehten sich im Kreis und der Mond flackerte wie die Flamme eines fast
erloschenen Waldbrandes.

In einem Impuls zog mein ganzes verzweifeltes und
verstörenden Lebens an mir vorbei. Jedem Augenblick meines Daseins erlebte ich
in wenigen Herzschlägen noch ein zweites Mal, bis alles in einem einzigen Moment
zu anzuhalten schien – die Zeit stand still.


Vor meinem inneren Auge sah ich ihn – meinen Gefährten. Sein
dunkelrotes Fell, seine tiefen eisblauen Augen, die mich unverständlich und enttäuscht
anblickten.


„Was ist nur aus dir geworden…“,
flüsterte er, ohne seine Lippen zu bewegen, „Sie dich an… wie konntest du es nur so weit kommen lassen?“


Sein Blick hämmerte sich in meinen Verstand. Seine Gestalt
entfernte sich unendlich langsam von mir, sodass sich der Ausdruck in seinen Augen
von Herzschlag zu Herzschlag immer unerträglicher wurde. Schließlich war er
verschwunden, die Zeit lief weiter und ich war für immer verloren in einer
unendlichen Dunkelheit…